Forschung

 

Forschungsgebiete

Ökumenische Theologie, Religionsphilosophie, das Werk Karl Barths

 

Aktuelle Forschungsprojekte

1. Ökumenische Theologie als Gabentausch

Leitidee: Von einer Krise der Ökumene zu sprechen, ist wohlfeil, weil ökumenische Verständigungsprozesse sich stets krisenhaft vollzogen. Es geht wohl auch schwerlich anders, wenn für selbstverständlich Erachtetes des eigenen Selbstverständnisses dabei mindestens einer kritischen Sichtung zu unterziehen ist. Das Projekt analysiert dies kritische Momentum im ökumenischen Austauschprozess in grundsätzlicher Hinsicht und konkretisiert es an Fallbeispielen. Ökumenische Verständigung wird dabei unter Bezug auf neuere Debatten aus Sozialwissenschaften und Theologie als Gabentausch verstanden: Eine dem Anderen überreichte Gabe wird zur Gabe nicht bereits dadurch, dass sie einen gewissen Wert hat, sondern vielmehr dadurch, dass sie den Anderen besser sich selbst verstehen lehrt: So ist die katholische Gabe an evangelische Kirchen nicht etwa das Papstamt, wohl aber die Erinnerung daran, das eigene Amtsverständnis nicht modernistisch kleinzureden, sondern im Sinn des Prädikats der Apostolizität neu zu verstehen. - Weil die dem Anderen zu seinem Besten überreichte Gabe zugleich aus dem Eigenen kommt, entsteht dadurch ein Netzwerk von Selbstverständnissen.

Projekt: Das Projekt diskutiert die neuerdings in der Theologie rezipierten Gabe-Theorien erstmals für Belange der ökumenischen Hermeneutik und konkretisiert dies in Fallstudien aus evangelisch-lutherischer Perspektive. Hierbei geht es um den Dialog mit anglikanischer (Bischofsamt), römisch-katholischer (Glaube und Vernunft), täuferischer (Taufverständnis) und orthodoxer Theologie (Theopoiesis/Vergottung). Die für den jeweiligen Gesprächszusammenhang klassischen Konflikte werden danach nicht ausgeräumt sein, wohl aber dürfte sich im Sinne des Gabentausches zeigen, wie sehr die jeweilige Selbstinterpretation auf den Gesprächspartner angewiesen ist.

Stand der Dinge: Mit dem Aufsatz "Ökumenische Verständigung als Gabentausch" (Theologische Quartalsschrift Tübingen 197 [2017], 320-336) liegt eine Skizze des Projekts vor. Im November 2019 erschien mit "Gift Exchange. Isssues im Ecumenical Theology" die ausführliche Fassung des Projekts als Monographie. Die Publikation der international besetzten Heidelberger Tagung "Ökumenische Hermeneutik. Stand der Dinge - Probleme - Perspektiven"  - s. unter "Aktuelles" - schließt das Projekt vorläufig ab.

 

2. Systematische Theologie für die Schule

Leitidee: Lehrer/innen benötigen einen anderen Zugang zur systematischen Theologie als Pfarrer/innen und dies nicht nur, weil ihnen zum Studium der Theologie so peinvoll wenig Zeit eingeräumt wird. Die großen Themen der Dogmatik und Ethik sollen so dargeboten werden, dass sie für eine sinnvolle Unterrichtsvorbereitung und -begleitung hilfreich, ja: unerlässlich sind.

Projekt: Auch biblische Nacherzählungen sind theologisch gesteuert, auch Spielen und Malen folgt Regeln. Offen zutage tritt das, wenn im Unterrichtsgespräch - und oft genug auch im Lehrerzimmer - das eigene Urteil und die eigene Position plötzlich gefragt sind. Die theologische Kunst besteht darin, die bei sich selbst am Werk befindlichen Regeln kennenzulernen und sie im Gespräch mit den Schätzen der Theologie zu kritisieren und zu verbessern. Dem dient das Projekt, das diese Schätze aus der Sicht von Bildungsplanthemen und Schülerfragen aufbereitet. So soll erstmals ein Lehrbuch der Systematischen Theologie aus der Schule und für die Schule entstehen.

Stand der Dinge: Das Projekt wird seit einiger Zeit im Rahmen von Lehrveranstaltungen, der Begleitung von Schulpraktika und von Fortbildungen für aktive Lehrkräfte erarbeitet. Um die Perspektive der Rezipientinnen und Rezipienten besser kenenzulernen, werden ab Frühjahr 2021 in Bayern und Baden-Württemberg narrative Interviews mit Lehrkräften geführt und ausgewertet, die ihre Erfahrung mit systematisch-theologischen Themen im Unterricht und ihre in diesem Zusammenhang geäußerten Wünsche an das Fach reflektieren. An der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch-Gmünd findet parallel eine Befragung von Studentinnen und Studenten in Sachen Systematische Theologie statt, so dass auch deren Perspektive in den Blick kommt. Die Ergebnisse dieser Studien werden Stoffauswahl und -präsentation im Lehrbuch, mit dessen Niederschrift zwischenzeitlich begonnen wurde, nachhaltig beeinflussen.

 

3. Kleinere Projekte, permanent laufend

Die Theologie Karl Barths: Besprechung von Neuerscheinungen der Barth-Gesamtausgabe und von Sekundärliteratur, Beteiligung an der Erschließung von Barths Werk z.B. durch Beiträge zum "Barth Handbuch" (hg. von M. Beintker) und zum "Westminster Handbook to Karl Barth" (hg. von Richard Burnett), Erwägung der Erschließungskraft von Barths Theologie für diverse Felder der Systematischen Theologie. Das Hauptaugenmerk liegt auf Barths politischer Theologie, auf seiner Thematisierung des wider Gott Stehenden ("das Nichtige", "herrenlose Gewalten") und auf der Eigenart seiner theologischen Erkenntnistheorie.

Religionsphilosophie in der Tradition Negativer Theologie: Im Anschluss an die Monographien "Glauben und Wissen. Arbeitsbuch Theologie und Philosophie" (Göttingen 2006) sowie "Religionsphilosophie" (Göttingen 2014). Es werden in loser Folge Einzelprobleme im Nachgang des in der jüngeren Monographie vorgelegten systematischen Entwurfs diskutiert sowie Antworten auf an sie gerichtete Fragen gegeben. Es geht um Probleme der Rationalität religiöser Rede, um den Übergangsbereich zwischen religionsphilosophischer und explizit christlich-dogmatischer Gottesrede und um philosophische Grundfragen des interreligiösen Dialogs. Teile des Projekts sind die Beiträge "Hauptströmungen der Religionsphilosophie im 20. Jahrhundert" für das Metzler Handbuch Religionsphilosophie und "Human Language and God" für die Oxford History of Modern German Theology (beide im Erscheinen).